Seit Wochen gibt es im „Westen“ und besonders in Deutschland neben Corona, aber noch weit vor dem lästigen Inflation-Problem, in den Systemmedien ein großes Thema: Die Gefahr eines russischen Angriffs auf die Ukraine. Ohne Übertreibung kann gesagt werden, dass es in den Redaktionsstuben von Zeitungen und Fernsehanstalten geradezu einen absurden Überbietungswettbewerb in der Disziplin „Hetze gegen Putin und Russland“ gibt. Die Kampagne erinnert Geschichtskundige sehr an das propagandistische britische Trommelfeuer gegen das deutsche Kaiserreich in den Jahren vor 1914. Wie das für beide Seiten endete, ist bekannt.
Nun aber müssen unsere Helden der Schreibtischfront mit Unverständnis und auch Entsetzen vermerken, dass ausgerechnet der ukrainische Präsident, ganz gewiss kein Freund Moskaus, die Aufregung in Washington und Brüssel für weit übertrieben hält und keine besondere Gefahr seitens des großen Nachbarn erkennen will. Er soll sogar die Teilevakuierung der US-Botschaft kritisiert haben. Und westliche Korrespondenten melden aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew normalen Alltag, keine Panik nirgends.
Da bislang noch niemand so weit gehen will, ausgerechnet den ukrainischen Präsidenten eines landesverräterischen Zusammenspiels mit Putin zu bezichtigen, bleibt nur eine dringende Vermutung: Der neue Zar im Kreml geht so raffiniert und abgefeimt vor, dass selbst sein künftiges Opfer vollständig hypnotisiert ist. Wie gut ist es da doch für uns, ARD, ZDF, FAZ, Friedrich Merz und Annalena Völkerrecht zu haben. Sie alle wachen für den Endsieg 24 Stunden am Tag über die Entwicklungen und Gefahren an der Ostfront.
Wolfgang Hübner


