Am 4.12.2019 war vor den Praxisräumen des Ehepaars Baum ein Holzkreuz mit folgender makaber-beleidigenden Inschrift aufgestellt:

"Nazihure Baum. Nach dir kräht bald kein Hahn mehr. Gestorben 31.12.2019" kombiniert mit "Ruhe in Unfrieden"

Die Angabe eines Todesdatums ist durchaus als Morddrohung zu werten. Nicht zu werten ist das als Teil eines konstruktiven politischen Diskurses, auch nicht als Teil einer hitzigen Debatte. Diese Grenzüberschreitungen sich in Anonymität wähnender Feiglinge illustrieren den von der AfD und auch anderen konservativen Kräften beklagten Werteverfall, der von genau denjenigen Hetzern noch befeuert wird, die sich als Pharisäer nach dem Vorbild eines Ralf Stegner noch im gleichen Atemzug selbst über Sprachverrohung beklagen.

Die Vertiefung gesellschaftlicher Gräben stellt unserer Wahrnehmung nach ein akuteres Problem dar als etwa der Klimawandel, zu dem es allenfalls diffuse Prognosen und keineswegs die behauptete wissenschaftliche Einigkeit gibt. Diese Gräben haben bereits Verletzte und Tote gezeitigt und es wird zu einer enormen politischen Aufgabe werden, darauf eine gesamtgesellschaftliche Antwort zu finden.

Der stellvertretende KV-Vorsitzende, Sven Adam, bereitet für 2020 einen Impulsvortrag zu genau diesem Thema vor, nachdem die repräsentative Demokratie erkennbar keine Antworten hat und in Anbetracht autonomer Interessen der Repräsentanten weitab von den Problemen der Bevölkerung auch nicht damit zu rechnen ist, daß diese irgendeinen Anreiz verspüren, sich damit zu befassen. Außer natürlich, es trifft einen aus den eigenen Reihen, wie zuletzt Herrn Lübcke. Die Diskrepanz etwa zum Anschlag auf dem Breitscheidplatz in Sachen Opferempathie könnte kaum größer sein.

Wir apellieren an die Wahrnehmungskraft aller, auch in politischen Akteuren immer noch die Menschen zu sehen, die sie sind. Mit allen Stärken und Schwächen zwar, aber immer noch Menschen. Keine zum Abschuss freigegebenen Videospielfiguren. Auch eine Frau Dr. Baum ist Mutter, Ehefrau und Tochter und derlei Geschmacklosigkeiten sind keine brauchbare Antwort auf das Bemühen, die Kultur unserer Heimat zu bewahren.

Die Kulturlosen, die selbst in der Weihnachtszeit vor so etwas nicht zurückschrecken, werden niemandem eine bessere Gesellschaft bescheren. Lassen Sie an der Wahlurne Ihr Kreuz nicht zu diesem perfiden Holzkreuz werden.